Schon mindestens seit Anfang des 19. Jahrhunderts wässerten Bauern ihre Wiesen im Hundig mit Wasser aus der Glatt. Auf diese Weise liess sich die Heuerträge steigern und auch in trockenen Perioden sicherstellen. Im trockenwarmen Klima von Glattfelden mit teils spärlichen Niederschlägen war dies besonders wichtig. Ausserdem speichert der kiesige Boden im Hundig kaum Wasser. Nicht nur das Wasser selbst war für die Heuproduktion von Bedeutung. Auch die Mineral- und Nährstoffe, die mit dem Wasser auf die Wiesen gelangten, waren zentral.
Antrieb für die Textilindustrie
Neben den Bauern profitierte auch die Textilindustrie vom Kanalsystem. Ab 1855 wurde das aus der Glatt entnommene Wasser genutzt, um die Maschinen der damaligen Spinnerei und anderer Textilfabriken anzutreiben. Somit hatten die Bauern erstmals Konkurrenz um das wertvolle Nass. Gerade für die Sommermonate, wenn der Pegel der Glatt zu niedrig war, um zugleich für die Wiesenwässerung und den Fabrikbetrieb zu gewährleisten, war eine verbindliche Regelung nötig. Im Jahr 1867 wurde deshalb ein Vertrag zwischen Fabrik- und Wiesenbesitzern abgeschlossen. Dieser hielt fest, dass die Bauern ihre Wiesen von sieben Uhr abends bis fünf Uhr morgens, über Mittag von 12 bis 13 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen wässern durften. Zu den übrigen Zeiten wurde das Wasser für den Fabrikbetrieb verwendet. Der Fabrikbesitzer und damalige Kantonsrat Heinrich Ryffel verprlichtete sich im Gegenzug, die Einlaufschwelle beim Wuhr instand zu halten.