Die historische Wässerwiesen-Infrastruktur war in den Anfangszeiten des Projekts "Wässerwiesen im Hundig" teilweise noch sichtbar. So auch die Überreste des Zulaufkanals, der das Glattwasser zu den Wiesen im Hundig führte. Dadurch konnte der heutige Zulaufkanal im Jahr 2022 am gleichen Ort wieder aufgebaut werden. Während das Flusswasser früher aus dem Auslaufkanal des Kraftwerks Burenwisen in den Zulaufkanal gelangte, wird dieser heute durch das Wasserrad gespiesen.
Wertvoller Lebensraum
Der Zulaufkanal zeigt nicht nur ein Stück Geschichte, sondern ist auch für die Biodiversität von Bedeutung. Verschiedene, teils seltene Pflanzen können sich im feuchten Graben ansiedeln. So blühte bereits ein Jahr nach dem Wiederaufbau des Kanals der Dreiteilige Zweizahn (Bidens tripartita). Auch für Insekten ist der Zulaufkanal ein wertvoller Lebensraum. Dazu gehört insbesondere eine Reihe von Libellenarten. Libellenlarven leben nämlich unter Wasser. Sind sie schlupfbereit, so klettern sie auf einen Pflanzenstängel oder eine andere vertikale Struktur. Dort schlüpft die adulte Libelle aus der Larvenhaut. Ihr Erwachsenenleben verbringen Libellen abseits des Gewässers, wo sie geschlüpft sind. Für die Paarung kehren sie jedoch ans Wasser zurück. Nach der Paarung legt das Weibchen die Eier an eine Wasserpflanze oder direkt ins Wasser - und der Zyklus beginnt von Neuem. Je nach den Ansprüchen der Larve bevorzugen verschiedene Libellenarten unterschiedliche Gewässer. Gräben und Kanäle mit Wasserpflanzen, wie also der Zulaufkanal im Hundig, sind beispielsweise geeignete Lebensräume für die Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens splendens) sowie die Blauflügel-Prachlibelle (Calopteryx virgo virgo). Auch der Südliche Blaupfeil (Orthethrum brunneum) lebt an Kanälen und Gräben, sofern sie keine üppige Ufervegetation aufweisen. Wie die zwei Prachtlibellen-Arten fliegt er in den Sommermonaten bis Ende August. In dieser Zeit stehen die Chancen also am besten, diese drei Arten am Kanal zu beobachten.