Landschaften wandeln sich im Laufe der Zeit. Nicht selten verändert sie sich besonders stark, wenn der Mensch eingreift. Aber auch, wenn man der Natur ihren freien Lauf lässt, ist die Landschaft stets im Wandel. Wer seine Umgebung genau beobachtet, kann oft die Spuren der Vergangenheit sehen. Auch im Hundig erzählt die Landschaft, wie sie sich heute präsentiert, viel über die Landschaft der Vergangenheit.
Wilde Flusslandschaft
Die ersten schriftlichen Hinweise auf Wiesenwässerung mit Glattwasser stammen aus dem Spätmittelalter. Damals pendelte die Glatt noch über den gesamten Talboden. Bei grösseren Hochwasserereignissen konnte es durchaus vorkommen, dass der Fluss seinen Lauf änderte. Dabei wurden Brücken und Wuhre zerstört, immer wieder musste die Wässerungsinfrastruktur repariert oder gar neu gebaut werden. Die Glatt machte den Bauern das Leben also nicht leicht.
Mehrere Bändigungsversuche
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts gab es mehrere Versuche, die wilde Glatt zu bändigen. So wurde der Fluss bei der Glattkorrektion im Jahr 1813 begradigt. Auch die Gemeinde ergriff Massnahmen, teilweise in Zusammenarbeit mit Privaten, die jedoch nur ungenügend dokumentiert sind. Die vorgenommenen Änderungen erzielten aber nicht die gewünschte Wirkung. So ist einem Bericht des Gemeinderats aus dem Jahr 1860 zu entnehmen, dass gewisse Wuhren noch immer fast jährlich repariert werden mussten. Diese laufenden Schäden waren aber wohl nichts im Vergleich zur Zerstörung, die das katastrophale Hochwasserereignis im Jahr 1968 verursachte. In der Nacht vom 21./22. September 1968 rissen die Wassermassen Dämme nieder und beschädigten die Wässerungsinfrastruktur. Als Antwort auf die Katastrophe wurde die Glatt von 1976-80 erneut korrigiert und dabei um ca. 1.5 Meter abgesenkt. Dies bedeutete das Ende der Wässerwiesen, denn so konnte das Wasser nicht mehr aus der Glatt in die nun höher liegenden Wiesen geleitet werden.
Wiesenwässerung im Niedergang
Auch wenn die Tieferlegung der Glatt das Schicksal der Wässerwiesen an der Glatt besiegelte, so hatte sich deren Ende bereits in den Jahrzehnten zuvor aus anderen Gründen abgezeichnet. Im Zuge der voranschreitenden Mechanisierung der Landwirtschaft verlor die Wiesenwässerung an Bedeutung. Die traditionelle Bewässerungsform liess sich nicht mehr wirtschaftlich betreiben, denn sie war kleinflächig und erforderte viel Handarbeit. Die Verfügbarkeit von Hof- und Kunstddünger machten zudem die Düngstoffe aus dem Wasser überflüssig. Der wohl wichtigste Grund für den Rückgang der Wässerwiesen war aber die Verschmutzung des Glattwassers. Die Qualität des Wassers war durch mangelnd gereinigte Abwässer aus Siedlung und Industrie so schlecht, dass es sich für die Produktion von Heu für die Kühe nicht mehr eignete.